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Stellungnahme des Regionalteams Krefeld:Entwicklungen in der Missbrauchskrise in der katholischen Kirche

20210418 Regionalteam KR 1
Das Regionalteam Krefeld vertritt die katholische Kirche in der Region Krefeld des Bistums Aachen und besteht aus dem ehrenamtlichen Mitarbeiter Hans-Joachim Hofer (Vorsitzender Regionaler Katholikenrat Krefeld), Regionalvikar Pfarrer Thorsten Obst (Pfarrei Heiligste Dreifaltigkeit, Krefeld, Gemeinschaft der Gemeinden Krefeld-Nordwest), sowie der Pastoralreferentin Elisabeth Vratz (Schulseelsorgerin an der Marienschule; Gemeinschaft der Gemeinden Krefeld-Mitte).
Datum:
13. Feb. 2022
Von:
Regionalteam Krefeld

Wie schwer ist es derzeit, Katholik zu sein?

Als Katholik:innen sind wir betroffen, traurig und fassungslos. Gerade weil wir als Christ:innen in der Nachfolge Jesu stehen, glauben wir an einen Gott der Liebe und der menschlichen Nähe. Diese Nähe wurde zutiefst verletzt und missbraucht. Das trifft uns sehr. „Als Teil von Kirche trage auch ich Verantwortung für Missbrauch und Machtstrukturen. Nicht als Täterin, aber als Teil des Systems. Mein und unsere Blicke müssen zuerst den Betroffenen gelten. Sie müssen Gehör und Anteilnahme finden, ihr Leid muss anerkannt werden.“ (Zitat Elisabeth Vratz, Pastoralreferentin im Regionalteam).

Wie sehr sind die Missbrauchsfälle Thema in den Gemeinden?

Auch in den Gemeinden finden wir diese Betroffenheit wieder.

Wie groß ist die Zahl der Austritte?

Im Jahr 2020 sind im Bistum Aachen, bei 988.000 Mitgliedern, 6.841 Menschen aus der Kirche ausgetreten. Die Zahlen für die Region Krefeld sind uns nicht bekannt. Die Erfassung der Zahlen läuft über die Amtsgerichte, Gemeinden und Bistumsebene.

Was kann Gläubigen gesagt werden, die derzeit über einen solchen Austritt nachdenken?

Wir verstehen, wenn Fassungslosigkeit und Ärgernis zu einem Austritt bewegen. Menschen mit Leitungsfunktion in Kirche müssen diese Entscheidungen ernst nehmen und ihrem Reformwillen endlich Handlungen folgen lassen. Wir hoffen und vertrauen darauf, dass dies jetzt geschieht, damit Menschen nicht nur bleiben, sondern vielleicht auch zurückkommen. „Ich kenne viele Priester, die vom Ausmaß der Erkenntnisse in den Gutachten betroffen sind. Ich will mich als Priester für eine offene und einladende Kirche einsetzen, in der sich alle Menschen angenommen fühlen.“ (Zitat Dr. Thorsten Obst, Regionalvikar im Regionalteam).

Wie kann ein Katholik aktuellen Anfeindungen begegnen, weil er oder sie "zu dem Verein gehört", wie es der Limburger Bischof Bätzing formuliert hat?

Anfeindungen sind uns nicht bekannt, aber schon Kopfschütteln und Befremden. Vieles im Bereich der Prävention von Missbrauch hat sich in den letzten Jahren in unserem Bistum getan: u.a. Betroffenenrat, unabhängige Aufarbeitungskommission, Solidaritätsfond, Präventionsbeauftragte auf allen kirchlichen Ebenen. Dies ist ein Anfang. Aber weitere grundlegende Schritte sind nötig, wie sie z.B. im synodalen Weg der Kirche in Deutschland und im synodalen Gesprächs- und Veränderungsprozess HEUTE BEI DIR im Bistum Aachen angestrebt sind. Nur so können die Machtstrukturen überwunden und verändert werden, die den Missbrauch, die Vertuschung und das System der Unverantwortlichkeit ermöglicht haben. "Ich glaube nicht an klerikale Strukturen, aber an einen Gott der Liebe und der Barmherzigkeit." (Zitat Hans-Joachim Hofer, Vorsitzender des Katholikenrates und ehrenamtliches Mitglied im Regionalteam) Deshalb dürfen wir nicht vergessen, dass in diesem „Verein“ Menschen engagiert sind, die genauso entsetzt sind wie wir, und dennoch täglich wertvolle Arbeit leisten. Sie arbeiten in Gemeinden, Kitas, Schulen, Jugendzentren, Krankenhäusern, Caritas, internationalen Hilfswerken, unzähligen Einrichtungen, Verbänden und Initiativen, die für Menschen in ihren unterschiedlichen Lebenssituationen unverzichtbar sind.