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Reflexionen :Was ich grad so denke, zum Krieg in der Ukraine

20220311 ThomasGuntermann-byMarcMocnik
Was ich grad so denke, zum Krieg in der Ukraine .. und .. wir . interreligiöses Friedensgebet, Alte Kirche, Auszug Aschermittwoch 2022
Datum:
2. März 2022
Von:
Thomas Guntermann, Gemeindereferent

.. der Krieg in Europa ist eskaliert, 8 Jahre lang schwelte er im Osten, ohne dass er uns hier im Westen interessierte, jetzt ist ein Angriffskrieg daraus geworden, der den Westen wachrüttelt .. viele reagieren: Politiker, Bischöfe und Volk .. zu den Waffen wird gerufen, die westlichen Werte zu verteidigen, Kiew ist halt näher als der Hindukusch … 100 Milliarden dafür bereit gestellt überparteilich … unsere Helme sind angekommen, Haubitzen werden nachgereicht .. ist das gut und richtig?

Allenthalben Aufrufe zum Frieden und zum Gebet dafür .. WARUM JETZT frage ich mich, irgendwo ist doch immer Krieg und es wäre richtig und gut sich jederzeit damit zu befassen, insbesondere mit der Frage, was Krieg ver-hindern könnte, was Frieden schaffen könnte .. .

Unserer Armee fehlt es an allem .. manchem ist das peinlich, mir aber nicht .. ich bin .. dankbar dafür, .., dass wir keine militärische Bedrohung sind für niemanden.

Dass weltweit Menschen für Frieden in der Ukraine auf die Straße gehen ist gut und richtig, .. … ich hoffe, wir beten alle für den weltweiten Frieden für ALLE Menschen .. nicht nur in der Ukraine, auch in Russland, wo jetzt tausende Mütter um Ihre Söhne bangen), in China, wo das mediale Interesse an den Millionen konzentriert gefangen-gehaltenen Menschen verblasst, an die vielen Völkern und Nationen Afrikas und anderswo, die so schön weit weg sind in unseren Köpfen.

Der Krieg ist nahe gekommen, ganz nahe, den Alten, die sich noch erinnern .., die wieder Lebensmittel horten .. der mittleren Generation mit all ihren privaten oder beruflichen Verbindungen in die Ukraine oder Russland, Frauen die denken, was wäre .. Männer die denken .., angekommen auch bei den Jugendlichen und Kindern medienvollinformiert .. tun wir genug zum Schutz unserer eigene mentalen Gesundheit? Wir alle haben persönliche Sorgen, CoronaJahre und jetzt auch noch das. Ja, es ist unmöglich, alle Gefühle zu leben, Wut Angst Sorge Hoffnung alles zugleich. Es ist ok. Es ist auch in Ordnung und ethisch geboten, für sich selber zu sorgen, gerade jetzt. Es ist auch mal in Ordnung, die Ohren zuzuhalten, die Augen zu schließen, abzuschalten, aufzustehen und zu gehen an einen unbelasteten Ort, zu Menschen, die mir guttun.

Dennoch, ich kann nicht anders: Heute und jeden Tag denke ich an die Menschen in Angst und Schrecken, wo auch immer sie sich befinden.

Gott möge mir verzeihen, dass ich ihn nicht im Munde führe und preise, aber ich verspüre dringlich die Frage, ob er es nicht beenden könne oder wolle - meinethalben mit dem Jüngsten Gericht - aber meine ich das wirklich oder merke ich nur, dass ich randvoll mit Schrecken bin und will das es aufhört – für mich? Gott ist sicherlich bei den Menschen, die verrecken – aber was nutzt ihnen das? Einigen mag ihr Glaube Kraft geben, durchzuhalten bis sie sterben, aber die meisten haben einfach schier un-erträgliche, eisige Angst - die ohne und auch die mit Waffen hat die Angst gefangen.

Gott - Vater nenne ich Dich - warum rettest Du Deine Kinder nicht davor, sich gegenseitg umzubringen?

Aber wir hier in relativer Sicherheit, was sollen wir denn jetzt tun? Wir sollten da sein - wenn wir können - bei all den Menschen in Not, hier und dort: in Gedanken, Worten, im Schweigen, Fluchen und Beten, im Tun und Lassen UND wir sollten auch sein bei denen, die hier und anderswo entscheiden, was geschieht , .. ich glaube zwar nicht, dass ich einen bösen Menschen per Gebet bekehrt bekomme, ich glaube nicht, dass wir den Krieg wegbeten können – aber wir können auf je eigenen Weise beten, sogar zusammen .. auch damit unsere Herzen leichter werden, wir weisere Gedanken haben, das gute Tun, welches wir tun können, egal wie wenig es scheint. 

Lasst uns beten was die Seele hergibt.

Lasst uns dafür beten, dass wir eine gute Hilfe sind für Menschen, die uns brauchen, es sind sooo viele: natürlich auch die zu uns Geflohenen .. nicht nur aus der Ukraine, egal aus welcher Kultur, Religion oder Hautfarbe, aber auch die anderen, die schon Krieg und oder Nachkriegsleid erlitten, hier bei uns und anderswo, brauchen uns.

Lasst uns dafür beten, dass wir nie wieder so lange wegsehen und tatenlos bleiben, wenn sich Unheil in der Ferne anbahnt, wenn sich wer falsch behandelt oder gar bedroht auch nur fühlt, wenn die Amerikaner wieder fracken, weil wir kein böses Gas mehr wollen, die eisenharten Firmen ihre Lobbyisten schicken, wenn sich Nationen, zivile oder militärische Bündnisse andere einverleiben wollen, wenn sich Menschen einzeln oder in Gruppen, antisemitisch, antimuslimisch, rassistisch, fremdenfeindlich, also wenn sie sich menschen- und damit gottverachtend verhalten.

Lasst uns dafür beten, dass jeder einzelne von uns - männlich, weiblich oder divers - mit dafür Sorge trägt, dass es hier bei uns politisch mehrheitsfähig bleibt - oder vielleicht auch erst wird -, dass alle Menschen mit gleicher Würde ausgestattet sind durch Gott, der uns doch alle gleich liebt.

Lasst uns beten für ein friedliches Europa, welches der ganzen Welt gut ist und gut tut, mit Gottes Segen – und mindestens 10 Mal soviel Geld für proaktive Friedens-maßnahmen und gerechte Verträge ausgibt - als für Militär.

Lasst uns beten für Frieden in unseren eigenen Herzen und dann tun, was in ALLEN heiligen Schriften steht: aufeinander zugehen und lieben, einfach nur lieben. 

Amen